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Apr i l

... versprechen sich üblicherweise Paare.

F

ranz Muhr gibt dieses

Versprechen aller-

dings nur für einige

Tage und zu einem

ganz besonderen Anlass. Der

pensionierte Landwirt aus

Loibichl ist Pilgerwegbeglei-

ter.

Der Pilgerweg „Via Nova“

durchstreift den Grenzraum

zwischen

Salzkammergut,

Bayern und dem Innviertel

und weiter hinauf bis nach

Tschechien. Teil des Konzep-

tes von „Via Nova“ sind be-

gleitete Etappen. Franz Muhr

hat sich vor zehn Jahren zu

diesem besonderen Schritt

entschlossen.

Von Christina BURDA

Seitdem ist Franz Muhr

drei- bis viermal im Jahr auf

einzelnen Wegabschnitten des

„Via Nova“ unterwegs und be-

treut dabei Gruppen von sechs

bis maximal zwölf Personen.

Für größere Gruppen werde

es schon schwierig, Quartiere

zu finden und die Gruppe als

Einheit beim Gehen zu erhal-

ten. „Meine Angebote stehen

immer unter einem bestimm-

ten Thema. Teile des Weges

sind auch der Schweigezeit

gewidmet,“ sieht sich Muhr in

der Rolle des spirituellen Weg-

begleiters. Diese Definition ist

aber nicht ausdrücklich religi-

ös orientiert. Das „Via Nova“-

Konzept sieht sich als über-

konfessionelles Wegangebot.

Für den EU-Skeptiker ist der

länderübergreifende „Via No-

va“-Weg ein schönes Beispiel

für den positiven Ausgleich

zum monetären Gleichma-

chen. Hier ist die Verbindung

Europas geglückt, findet Franz

Muhr.

Die Wanderungen sind ein-

bis fünftägig. Eintägige Pilger-

routen sind vor allem als Ein-

stieg gut. Das Gehen mit dem

Rucksack über eine Distanz

von 20, 25 Kilometern braucht

eine Eingewöhnung, weiß der

Pilgerbegleiter aus Erfahrung.

Seine nächste Tour ist für An-

fang Mai geplant und steht

unter dem Motto: „Lebensroas

– gemeinsam über Berg und

Tal“.

Besonders reizvoll an seiner

Arbeit findet Franz Muhr das

bewusste Unterbrechen vom

Alltag, das Unterwegssein in

der Natur und die Begegnun-

gen am Weg. Wurde anfangs

entlang der Strecke noch ge-

fragt „Was seid‘s denn es fia

welche?“, so trifft Franz Muhr

nun schon alte Bekannte, die

ihm zurufen „Servas, bist wie-

der unterwegs!?“ So manches

Gespräch gewährt Franz Muhr

auch Einblicke in tragische

Lebensschicksale.

„Einem

Fremden erzählt man oft mehr,

als seinen Nachbarn“ ist seine

Erfahrung. Er hat auch gelernt,

auf demWeg nach solchen Ge-

sprächen wieder loszulassen,

Ich geh mit dir wohin du willst ...

Franz Muhr aus Loibichl

unterwegs mit Pilgern am „Via Nova“.

„Einem

Fremden

erzählen die

Leute oft

mehr, als

ihren

Nachbarn“